Portrait von Dr. Klaus Wehle

Wie die Reha zurück ins alte Leben hilft

Zum Welttag der Prostata

Mit rund 28 000 Neuerkrankungen pro Jahr ist das Prostatakarzinom zusammen mit dem Lungenkrebs der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Zum Tag der Prostata, am 15. September, rückt dieses Thema in den Fokus. Denn wird die Erkrankung frühzeitig erkannt, ist durch die operative Entfernung der Prostata in vielen Fällen eine Heilung möglich. Dr. Klaus Wehle, Chefarzt der onkologischen Rehabilitation an der Niederrhein Klinik, weiß welche Herausforderungen nach der Diagnose und Behandlung auf Betroffene zukommen und wie sie mithilfe einer Reha wieder zurück ins alte Leben finden.

Nach der OP verändert sich für die Patienten vieles. „Insbesondere das Thema Inkontinenz beschäftigt viele nach einer Prostataentfernung“, weiß der Experte. Durch die Operation ändern sich die normalen Vorgänge des Wasserlassens und -haltens. Der innere Schließmuskel, der normalerweise die Kontinenz sichert, wird bei der Entfernung der Prostata in großen Teilen mit entfernt. Muskelbündel der Beckenbodenmuskulatur können nach entsprechendem Training die Aufgabe als äußeren Schließmuskel übernehmen. Unter Anleitung, durch Tasten und Wahrnehmungsübungen lernen betroffene Männer diese Muskelbereiche kennen. Im Anschluss kann durch ein spezielles Training der Kraft, Kondition und Koordination dieses äußeren Schließmuskels die Kontrolle über die Blase wiedererlangt werden. „Bis das Kontinenztraining ausreichenden Erfolg zeigt, ist oft ein ganzer Zeitraum zu überbrücken“, weiß der erfahrene Mediziner.

Die gute Nachricht: Durch ein geduldiges und konsequentes Training können mindestens 95 Prozent der Betroffenen Ihre Kontinenz weitestgehend wiedererlangen. „Nach der Diagnose Prostatakrebs gibt es begründete Hoffnung, mit einem gesunden und funktionierenden Körper ins alte Leben zurückzukehren“, so Dr. Wehle. Dafür wird das Reha-Programm – das auf Wunsch auch teilstationär durchgeführt werden kann – auf die individuellen Probleme und Ziele der Patienten abgestimmt. „Sie werden medizinisch und pflegerisch betreut, erhalten krankengymnastische Behandlungen und führen unter Anleitung ein körperliches Aufbautraining durch“, erklärt der Onkologe.

Dr. Wehle hat die 1997 gegründete Abteilung mit aufgebaut und leitet sie seit fünf Jahren als Chefarzt, in dieser Zeit hat er mehrere tausend Prostata-Patienten betreut. Er betont wie wichtig im Therapiekonzept auch die psychologische Beratung, Informationsvorträge und sexualmedizinische Beratung sind: „Offen über die Erkrankung und deren Folgen zu sprechen, fällt den Betroffenen verständlicherweise schwer. In einer psychologischen Beratung können sie sich das Erlebte von der Seele reden und dabei Lösungen finden. Auch Gespräche mit dem betreuenden Arzt und anderen Betroffenen zeigen zusätzliche Perspektiven auf.“

Infobox zum Prostatakrebs

  • Über 95 Prozent der Betroffenen erlangen ihre Kontinenz weitgehend zurück, auch wenn es unter Umständen einige Monaten dauert.
  • Allmähliche oder sogar rasch zunehmende Erfolge im Kontinenztraining werden greifbar.
  • Betroffene finden psychische Unterstützung durch vielfältige Gesprächsmöglichkeiten.
  • Menschen können ähnliche Erlebnisse und Gefühle austauschen.
  • Durch die Reha können Kräfte wiedergewonnen werden.

 

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